What does Urseren Valley read?
San Keller
«WAS LIEST…?»
Die Reader greifen unterschiedliche räumliche Typologien von «Gemeinschaft» auf. Der erste Reader erschien zu einem Dorf am Jurasüdfuss mit Autobahnanschluss, der zweite zu einer städtischen Wohnsiedlung in einem Hochhaus und der dritte zu einer Talschaft in der Innerschweiz, welche die drei Pässe verbindet. Die Reader sollen neugierig machen, was in den „Gemeinschaften“ gelesen wird und sind nur am jeweiligen Ort erhältlich. So können die Typologien im realen und literarischen Raum erkundet werden.
Das Konzept zu «Was liest…?» entwickelte sich aus den «Nachtwanderungen durch Distributionslandschaften», auf denen wir auch kleinere und grössere Dörfer passierten, welche bei den Teilnehmenden jeweils wildeste Vorstellungen auslösten. Das nächtliche Dorf scheint besonders für Städter*innen perfekt als Projektionsfläche zu funktionieren.
Wie die Nachtwanderungen hat ein Buch einen klaren Anfang und ein Ende. Provoziert von den Vorstellungen der Teilnehmenden, den Projektionen auf die nächtlichen Dörfer, entschied ich mich, bei Tag zurückzukehren und nachzufragen, was im Dorf gerade gelesen wird. Dazu ging ich von Haus zu Haus, von Tür zu Tür und fragte die Lesenden, nach der Doppelseite, wo ihr Buchzeichen steckt.
Die Reader enthalten, geordnet nach den Seitenseitenzahlen, die gesammelten Doppelseiten und bieten einen Einblick, in welchen Landschaften, Milieus, Welten sich die Lesenden in der jeweiligen «Gemeinschaft» bewegen und wie der reale mit dem literarischen Raum korrespondiert.
WAS LIEST DAS URSEREN?
Lauch des Readers mit Lesewanderung
Sonntag, 15.5.2022, 10.30 Uhr
Treffpunkt: Internet Cafe, Andermatt
https://www.kiosk61.ch/
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller und Lian Stähelin
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
WAS LIEST NIEDERBIPP?
Reader, November 2021
Tea-Room Bieri, Dürrmühlestrasse 4, 4704 Niederbipp
Zu den regulären Öffnungszeiten
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller, Maria Peskina, Bertilla Spinas, Laura Luterbach, Nicolo Krättli
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
WAS LIEST DAS LOCHERGUT?
Reader, Februar 2022
Reseda-Lochergut, Badenerstrasse 230, 8004 Zürich
Zu den regulären Öffnungszeiten
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller und Lian Stähelin
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
Weitergehende Erläuterungen:
Das Ausgangsbild für die «Nachtwanderungen durch Distributionslandschaften» waren hell erleuchtete Produktionsstätten zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle in denen nachts gearbeitet wird. Zumindest liessen sich einzelne Personen zwischen Maschinen ausmachen, welche diese überwachen und bedienen. In den Morgenstunden setzte jedoch plötzlich reger Verkehr ein, den die erste Schicht beginnt um 5 Uhr.
Für die Herstellung von Feinmechanik ist gutes Licht wichtig, weshalb die Produktionsstätten der Uhrenindustrie und ihrer Zulieferer grosse Fenster haben. Diese Situation fanden wir in den anderen Distributionslandschaften so nicht wieder. Logistikgebäude sind meist grosse geschlossen Baukörper, welche keinen Einblick gewähren. Einzig wo an- und ausgeliefert wird, tut sich was, auch nachts. In besonderer Erinnerung ist mir das Postgebäude in Härkingen, wo wir von einem Wall das rege Treiben an den Docks beobachteten. Wichtiger war die Typologie der Landschaft. Die Produktion und Distribution ist historisch meist an einen Fluss gebunden. So führten einige Wanderungen direkt entlang eines Flusses (Rhein, Ticino, Rhone, Saane).
In der Vorbereitung und Vorstellung der Nachtwanderungen interessierte mich der Bezug zu den Personen, welche nachts arbeiten und die damit verbundene Frage, wie wir auf unseren Nachtwanderungen einzuordnen sind. Die Nachtwanderungen fanden immer unter der Woche statt, mit der Absicht, danach ohne zu schlafen gleich wieder an die Arbeit zu gehen. Ich verstehe die Nachtwanderung als eine Form von Kontemplation, ein konzentriertes Eintauchen in eine Atmosphäre, ein fokussiertes auf ein Ziel zu gehen, weil es keine Alternative zum Gehen gibt. Der Blick auf etwas bekommt in der Nacht jedoch Konkurrenz von der eigenen Vorstellung. Diese Vorstellungen zeigte sich in den Distributionslandschaften am stärksten, wenn wir durch ein Dorf gingen. Die schlafenden Bewohnerinnen und Bewohner lösten mehr aus als die wenigen Arbeitenden. In den Dörfern war manchmal noch das flackernde blaue Licht eines Bildschirms zu sehen. Das Dorf bei Nacht erwies sich als ideale Projektionsfläche für Vorstellungen von individuellen Narrationen in einem gemeinschaftlichen Setting. Ich fragte mich, wie sich diese Vorstellungen weiterentwickeln würden, wenn wir das Dorf nicht wieder verlassen und weitergehen würden. In der Dramaturgie einer Nachtwanderung ist das Dorf eine willkommene Abwechslung, auch wenn man die Schlafenden nicht atmen hört, man fühlt sich ein wenig als Eindringling, das Bewusstsein stellt sich über das Unterbewusste, doch die Intimität, die Grenzüberschreitung verflüchtigt sich, sobald man wieder auf der dunklen Landstrasse weiterge
Photo Credit: San Keller
Die Reader greifen unterschiedliche räumliche Typologien von «Gemeinschaft» auf. Der erste Reader erschien zu einem Dorf am Jurasüdfuss mit Autobahnanschluss, der zweite zu einer städtischen Wohnsiedlung in einem Hochhaus und der dritte zu einer Talschaft in der Innerschweiz, welche die drei Pässe verbindet. Die Reader sollen neugierig machen, was in den „Gemeinschaften“ gelesen wird und sind nur am jeweiligen Ort erhältlich. So können die Typologien im realen und literarischen Raum erkundet werden.
Das Konzept zu «Was liest…?» entwickelte sich aus den «Nachtwanderungen durch Distributionslandschaften», auf denen wir auch kleinere und grössere Dörfer passierten, welche bei den Teilnehmenden jeweils wildeste Vorstellungen auslösten. Das nächtliche Dorf scheint besonders für Städter*innen perfekt als Projektionsfläche zu funktionieren.
Wie die Nachtwanderungen hat ein Buch einen klaren Anfang und ein Ende. Provoziert von den Vorstellungen der Teilnehmenden, den Projektionen auf die nächtlichen Dörfer, entschied ich mich, bei Tag zurückzukehren und nachzufragen, was im Dorf gerade gelesen wird. Dazu ging ich von Haus zu Haus, von Tür zu Tür und fragte die Lesenden, nach der Doppelseite, wo ihr Buchzeichen steckt.
Die Reader enthalten, geordnet nach den Seitenseitenzahlen, die gesammelten Doppelseiten und bieten einen Einblick, in welchen Landschaften, Milieus, Welten sich die Lesenden in der jeweiligen «Gemeinschaft» bewegen und wie der reale mit dem literarischen Raum korrespondiert.
WAS LIEST DAS URSEREN?
Lauch des Readers mit Lesewanderung
Sonntag, 15.5.2022, 10.30 Uhr
Treffpunkt: Internet Cafe, Andermatt
https://www.kiosk61.ch/
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller und Lian Stähelin
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
WAS LIEST NIEDERBIPP?
Reader, November 2021
Tea-Room Bieri, Dürrmühlestrasse 4, 4704 Niederbipp
Zu den regulären Öffnungszeiten
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller, Maria Peskina, Bertilla Spinas, Laura Luterbach, Nicolo Krättli
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
WAS LIEST DAS LOCHERGUT?
Reader, Februar 2022
Reseda-Lochergut, Badenerstrasse 230, 8004 Zürich
Zu den regulären Öffnungszeiten
Herausgeber: San Keller
Gestaltung: Maria Peskina
Erhebung Urserental: San Keller und Lian Stähelin
Druck: Sautercopy, Badenerstrasse Zürich
Weitergehende Erläuterungen:
Das Ausgangsbild für die «Nachtwanderungen durch Distributionslandschaften» waren hell erleuchtete Produktionsstätten zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle in denen nachts gearbeitet wird. Zumindest liessen sich einzelne Personen zwischen Maschinen ausmachen, welche diese überwachen und bedienen. In den Morgenstunden setzte jedoch plötzlich reger Verkehr ein, den die erste Schicht beginnt um 5 Uhr.
Für die Herstellung von Feinmechanik ist gutes Licht wichtig, weshalb die Produktionsstätten der Uhrenindustrie und ihrer Zulieferer grosse Fenster haben. Diese Situation fanden wir in den anderen Distributionslandschaften so nicht wieder. Logistikgebäude sind meist grosse geschlossen Baukörper, welche keinen Einblick gewähren. Einzig wo an- und ausgeliefert wird, tut sich was, auch nachts. In besonderer Erinnerung ist mir das Postgebäude in Härkingen, wo wir von einem Wall das rege Treiben an den Docks beobachteten. Wichtiger war die Typologie der Landschaft. Die Produktion und Distribution ist historisch meist an einen Fluss gebunden. So führten einige Wanderungen direkt entlang eines Flusses (Rhein, Ticino, Rhone, Saane).
In der Vorbereitung und Vorstellung der Nachtwanderungen interessierte mich der Bezug zu den Personen, welche nachts arbeiten und die damit verbundene Frage, wie wir auf unseren Nachtwanderungen einzuordnen sind. Die Nachtwanderungen fanden immer unter der Woche statt, mit der Absicht, danach ohne zu schlafen gleich wieder an die Arbeit zu gehen. Ich verstehe die Nachtwanderung als eine Form von Kontemplation, ein konzentriertes Eintauchen in eine Atmosphäre, ein fokussiertes auf ein Ziel zu gehen, weil es keine Alternative zum Gehen gibt. Der Blick auf etwas bekommt in der Nacht jedoch Konkurrenz von der eigenen Vorstellung. Diese Vorstellungen zeigte sich in den Distributionslandschaften am stärksten, wenn wir durch ein Dorf gingen. Die schlafenden Bewohnerinnen und Bewohner lösten mehr aus als die wenigen Arbeitenden. In den Dörfern war manchmal noch das flackernde blaue Licht eines Bildschirms zu sehen. Das Dorf bei Nacht erwies sich als ideale Projektionsfläche für Vorstellungen von individuellen Narrationen in einem gemeinschaftlichen Setting. Ich fragte mich, wie sich diese Vorstellungen weiterentwickeln würden, wenn wir das Dorf nicht wieder verlassen und weitergehen würden. In der Dramaturgie einer Nachtwanderung ist das Dorf eine willkommene Abwechslung, auch wenn man die Schlafenden nicht atmen hört, man fühlt sich ein wenig als Eindringling, das Bewusstsein stellt sich über das Unterbewusste, doch die Intimität, die Grenzüberschreitung verflüchtigt sich, sobald man wieder auf der dunklen Landstrasse weiterge
Photo Credit: San Keller
San Keller nimmt als “artist artist” mit viel Skepsis, Selbstironie und Energie verschiedene Rollen und Positionen im Kunstbetrieb ein. Was andere nicht tun, macht er populär. Ein Fragender, der einfache Antworten liefert. San kennt keine Öffnungszeiten. Alles ist da, jederzeit und überall. Unnachgiebig gewöhnt er uns an das Gewohnte. Ein Meister der Echtzeit, der Unwägbarkeiten und ein Romantiker, der an die Freiheit im Bestehenden glaubt.
www.museumsankeller.ch
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